Widerstandsvorbereitungen
Bereits seit Ende des zweiten Weltkrieges war die Idee des Widerstandes im Besetzungsfall in der Schweiz vorhanden gewesen. Nach dem Umsturz in der Tschechoslowakei 1948 wurden im Nachrichten- sowie im Territorialdienst Vorbereitungen für dem Fall einer Teilbesetzung der Schweiz getroffen.1 Nach dem Ungarnaufstand 1956 wurden diese Strukturen weiter ausgebaut. 1967 wurden die nachrichten- und territorialdienstlichen Vorbereitungen im sogenannten "Spezialdienst", einem Teil der Untergruppe Nachrichtendienst und Abwehr, fusioniert. Albert Bachmann übernahm 1976 die Leitung des Spezialdienstes. In seinem Aufgabenbereich lagen nun die Organisation des Widerstandes sowie der Aufbau eines "ausserordentlichen Nachrichtendienstes". Nach der Bachmann-Schilling-Affäre und Bachmanns Abgang wurde die Aufgabe der Organisation des Widerstandes an Effrem Cattelan übergeben. Die Vorbereitungen für den Widerstand im feindlich besetzten Gebiet wurden unter Geheimhaltung unter dem Namen "Projekt-26" weitergeführt. Der Name bezog sich auf die Ziffer 426 der Gesamtverteidigungskonzeption, welche den Widerstand im feindbesetzen Gebiet beschrieb. Bei der P26 handelte es sich um eine Kaderorganisation, die erst im Besetzungsfall vom Bundesrat aktiviert worden wäre und sich dem aktiven Widerstand gewidmet hätte. Bei der Rekrutierung der Mitglieder der Geheimorganisation sollte ein möglichst breites Spektrum der Gesellschaft abgebildet werden. Die Mitglieder der Organisation selbst kannten einander nur in Kleinstgruppen.2 Im Rahmen des sogennanten Fichenskandals wurde die Organisation 1990 aufgedeckt und löste einen Skandal aus. Das EMD hatte sich daraufhin einer Durchleuchtung durch eine parlamentarische Untersuchungskommission zu unterziehen. In der Presse wurde P26 als "Geheimarmee" bezeichnet. Der Historiker Titus J. Meier nennt die Bezeichnung "Geheimarmee" "eine aus Unwissenheit, Argwohn und Skandalierungslust geborene journalistische Erfindung", hält aber fest: "Die Skandalisierung der Widerstandsvorbereitungen im Rahmen des Projekts 26 war möglich geworden, da der Preis für die langjährige strikte Geheimhaltung eine schwache politische Legitimation war."2
In der politisch aufgewühlten Zeit nach dem Ungarnaufstand 1956 wurden vermehrt Forderungen nach einer Bewaffnung der Bevölkerung laut. Zu jener Zeit erschien in der Schweiz auch die Publikationsreihe "Der totale Widerstand Kleinkriegsvorbereitungen für jedermann". Der Autor dieses Werkes war ein gewisser Major Hans von Dach.4 Von Dach beschrieb in den Ausgaben von "Der totale Widerstand", wie sich Zivilpersonen und über das Land verstreute militärische Einheiten in einem Kleinkrieg zu organisieren hätten und einem Besatzer der Schweiz mit Guerilla-Taktiken und Sabotageaktionen Schaden zuführen könnten. Der Autor beschrieb dabei konkrete Beispielsszenarien, welche in Skizzen abgebildet waren und gab unter anderem konkrete Anleitungen zum Bau von Sprengkörpern.5